Jemand rümpfte beim Anblick des neuen Mitsubishi Colt die Nase: "Das ist doch ein Renault Clio mit anderem Logo!" Das ist mehr oder weniger richtig. Dahinter verbirgt sich der Begriff "Badge Engineering". Meist benötigt eine Marke innerhalb eines Konzerns schnell ein neues Modell und so werden nur Details verändert, um Entwicklungskosten zu sparen. Der japanische Kleinwagen ist nur das jüngste in einer langen Reihe von Beispielen.
Die Senkung der Kosten, die Möglichkeit, das Produkt in kurzer Zeit herzustellen, Skalierungseffekte, Wiedererkennbarkeit der Marke: Die Gründe für das Klonen von Autos sind zahlreich und haben - auch wenn sie manchmal nicht überzeugend sind - alle möglichen Gründe.
Bildergalerie: 10 Autos mit Badge-Engineering
20 Bilder
Die Notwendigkeit, ein bestimmtes Modell zu haben, um wieder in ein Marktsegment einzusteigen, um die Emissionen ohne enorme Investitionen und eine lange Vorlaufzeit für eine komplette Neuentwicklung senken zu können, ist verlockend. Zwischen der Genehmigung des Designs, der Entwicklung der Mechanik und der Erprobung vergehen in der Tat Jahre. Einen Vertrag zu unterzeichnen, um das eigene Logo auf das Modell einer anderen Marke zu setzen, erfordert weniger Geld und Zeit.
Doch so bestechend die Idee der Umetikettierung ist: Oft genug endete sie in kolossalen Flops.Nachfolgend zeigen wir Ihnen 10 bekannte Auto-Zwillinge in unseren Breitengraden.
Renault Clio - Mitsubishi Colt
Beginnen wir mit dem jüngsten Beispiel: Aus dem jüngst überarbeiteten Renault Clio wurde durch eine Änderung der Front und der Logos der neue Mitsubishi Colt. Der französische Kleinwagen, eines der meistverkauften Autos in Europa, hat also einen japanischen Pass bekommen, während sich technisch nichts geändert hat. So ist der Colt entweder mit dem 1.0-Benziner (Saug- oder Turbomotor) oder mit dem 145 PS starken Vollhybridantrieb erhältlich.
Renault Clio
Mitsubishi Colt
Toyota Yaris - Mazda 2 Hybrid
Wieder einmal zwei kleine Autos. Auf der einen Seite der bewährte Toyota-Hybrid-Kleinwagen, auf der anderen das praktisch baugleiche Pendant von Mazda. Der Toyota Yaris hat praktisch jeden Zentimeter seiner DNA an seinen Landsmann ausgeliehen, was es dem Unternehmen aus Hiroshima ermöglicht, den Mazda 2 Hybrid im Programm zu haben und seine Emissionen zu senken, ohne einen neuen Antriebsstrang von Grund auf entwickeln zu müssen. Kurios: Im Mazda-Programmm gibt es den Toyota-Klon und den klassischen Mazda 2.
Toyota Yaris
Mazda 2 Hybrid
Citroën Ami - Fiat Topolino
Klein ist schön, besonders in der Stadt. Und wenn es billig und elektrisch ist und die Autofahrer von den teuren Benzinpreisen befreit, ist es noch besser. Und so hat es der Citroën Ami geschafft, sich in die Herzen der Autofahrer zu fahren, mit seiner XXS-Größe und seinem attraktiven Preis. Sein deutsches Pendant (aber auch nur maximal 45 km/h schnell) ist der Opel Rocks-e. Nun springt Fiat mit dem Topolino auf. Ihm hat man Elemente des klassischen 500 verpasst, während die Technik gleich blieb. Dadurch wirkt der italienische Ableger knuffiger.
Citroën Ami
Fiat Topolino
Dacia Duster - Renault Duster
Der Dacia Duster ist das Modell, das die Wiedergeburt der rumänischen Marke endgültig manifestierte und dank seiner besonders niedrigen Preise sofort zum Verkaufsschlager wurde. Ein großer kommerzieller Erfolg, der jedoch außerhalb Europas zu einem Flop zu werden drohte. Wer kennt schon Dacia? So beschloss Renault, das preisgünstige SUV auch auf globalen Märkten einzuführen und dort das eigene Logo zu verwenden. Der Rest ist, wie der Rest der Autos hier, gleich und identisch.
Dacia Duster
Renault Duster 2
Audi A4 - Seat Exeo
Warum ein erfolgreiches Modell aufgeben, nur weil die neue Generation auf den Markt kommt? Das dachten sich wohl die Herren des Volkswagen-Konzerns im Jahr 2009 bei der Einführung des neuen Audi A4. Sie schafften die Produktionsanlagen des alten A4 in einer logistischen Meisterleistung von Ingolstadt nach Martorell zu Seat und kreierten den Exeo. Vielleicht war noch nie ein Modell des spanischen Herstellers so premium-lastig gestaltet worden. Schade nur, dass die Technik veraltet war und obwohl er deutlich billiger war als sein deutsches Pendant (rund 30 Prozent weniger), blieben Limousine und Kombi nur vier Jahre auf dem Markt.
Audi A4
Seat Exeo
Chery Tiggo 3x - DR 3.0
Hier ist ein Beispiel für jemanden, der durch die Umbenennung eine der breitesten Produktpaletten auf dem Markt geschaffen hat, wobei mehrere Marken die Linien und die Mechanik ihrer chinesischen Gegenstücke übernommen haben. DR importiert auf der Grundlage eines Abkommens mit Chery und anderen chinesischen Herstellern Modelle des östlichen Riesen nach Italien und baut sie im Werk Macchia d'Isernia zusammen, wobei einige optische Details verändert werden. Dazu gehört auch der DR 3.0, ein kompakter SUV, der von seinem chinesischen Gegenstück, dem Chery Tiggo 3x, abgeleitet ist.
Chery Tiggo 3x
DR 3.0
Alfa Romeo Arna -Kirsche Europa GTI
"Arna, und du bist sofort ein Alfista", hieß es im italienischen Werbespot zur Markteinführung des Alfa Romeo Arna. Eine Behauptung, die nicht ausreichte, um die italienischen Autofahrer davon zu überzeugen, sich hinter das Steuer eines Modells zu setzen, das in Zusammenarbeit mit Nissan produziert wurde (Arna stand fürAlfa Romeo Nissan Auto). Das Problem: Die Technik stammte vom Alfasud, das Design wurde fast unverändert vom Nissan cherry übernommen. Den Alfisti wäre es andersherum wohl lieber gewesen.
So wurde der Arna zwangsläufig zum Flop, zumal Alfa Romeo selbst zur gleichen Zeit den eigenständigeren 33 lancierte. Gerüchten zufolge wurde der nur drei Jahre gebaute Arna mangels Absatz vom damaligen Staatsunternehmen Alfa Romeo an Behörden verteilt.
Alfa Romeo Arna
Nissan Cherry
Chrysler 300 - Lancia Thema
Nach der Übernahme von Chrysler durch Fiat im Jahr 2009 inmitten der globalen Wirtschaftskrise, nutzte der italienische Konzern einige Modelle des US-Unternehmens, um die Geschäfte von Lancia wiederzubeleben. So entstand unter anderem der Lancia Thema, einfach ein Chrysler 300 mit dem Abzeichen des Turiner Unternehmens. Eine über fünf Meter lange Limousine mit Luxus nach amerikanischem Vorbild, weit entfernt vom Geschmack der Europäer.
Die besonders durstigen Motoren und die ausgesprochen uninteressante Fahrdynamik ließen seine Verkaufszahlen sinken. Erstaunlich, wie sich die technischen Traditionen, die Italien jahrzehntelang in zwei Hälften geteilt hatten, zu dieser Zeit umkehrten: Alfa Romeo mit Vorderradantrieb und Lancia mit Hinterradantrieb.
Chrysler 300
Lancia Thema
Fiat Panda - Seat Panda
Eines der berühmtesten italienischen Autos überhaupt, seit Jahren ein unbestrittener Verkaufsschlager: der Fiat Panda. Ein glückliches Modell, dessen Urversion von 1980 aus der Feder von Giorgetto Giugiaro stammt und unter dem Namen Seat Panda nach Spanien gebracht wurde. Es entstand aus der Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen und wurde zwischen 1980 und 1986 produziert.
Nur das Logo änderte sich, während der Rest von der ersten bis zur letzten Schraube gleich blieb. Ab 1986, dem Jahr, in dem die Zusammenarbeit zwischen Fiat und Seat endete, musste sich der spanische Panda neu erfinden, und Giugiaro wurde erneut hinzugezogen, um die Linien zu aktualisieren, damit er sich der Seat von seinem ehemaligen Zwilling unterschied. So entstand der Marbella, ein Panda mit leicht veränderter Linienführung.
Fiat Panda
Seat Panda
Toyota iQ - Aston Martin Cygnet
Vielleicht einer der kuriosesten und seltsamsten Fälle von Umfirmierung in der Geschichte. Und einer der durchschlagendsten Flops. Andererseits war das auch zu erwarten. Es ist sicher nicht einfach, ein kleines (sehr kleines) Stadtauto, das als Konkurrenz zum Smart Fortwo entwickelt wurde - ohne dass dies jemals gelungen wäre - in eine Art Asphaltangebot für Supersportwagenbesitzer zu verwandeln.
Noch mehr Badge-Engineering:
Toyota GR86 und Subaru BRZ feiern Jubiläum mit Sondereditionen
Apollo, Logus und Co.: Die unbekannten Schätze von VW do Brasil
Doch in Gaydon nahm man den Toyota iQ, verpasste ihm ein neues Gesicht, Leder im Innenraum und ein paar andere Extras und brachte den Aston Martin Cygnet hervor. Dreimal teurer als sein japanischer Cousin, von dem er auch den Motor (1.3 4-Zylinder mit 99 PS) geerbt hat, war er ein Flop, so sehr, dass er nur drei Jahre lang produziert wurde. Nicht einmal 600 Fahrzeuge entstanden, heute sind sie Sammlerstücke.
Toyota iQ
Aston Martin Cygnet